4. Tag: Land in Sicht...

 

Sonnen, Essen, Schlafen... gucken, wie andere so gucken und dann wieder: Essen, Schlafen, Sonnen...

Was man halt so macht als Kreuzfahrer.

 

 

Die spanische Küste fast die ganze Zeit in Sichtweite. Irgendwann ziehen die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada vorbei.

Die Stimmung an Board: dem Wetter entsprechend entspannt. In einigen windgeschützten Ecken sitzen Männer zusammen und rauchen Wasserpfeife, Kinder aller Nationen toben zusammen auf Deck herum. Aus jeder Richtung dudelt irgendeine Musik.

 

 

Es sind ein paar andere Motorradfahrer an Board, die meisten reisen das erste Mal nach Marokko. Ein Schweizer erzählt uns dass er  schon 4 Mal dort war und wir uns unbedingt Fés anschauen sollen, nein 2 Tage reichen nicht: es sollten mindestens 3 Tage sein. Ich mag das Thema ja gar nicht ansprechen, aber wir werden, so wie viele andere Motorradreisende, die nebenher auch noch ab und zu arbeiten, nur 11 Tage Zeit haben - also für das ganze Land. ALLE mit denen wir bisher gesprochen haben (angefangen mit einem sympathischen Herrn im Freiburger Kartenhaus) haben gesagt: nehmt Euch Zeit... mindestens 3 Wochen ;-). Aber das darf ich in Bärnds Gegenwart garnicht erwähnen.

Der Schweizer empfiehlt uns noch ein Riad mitten in der Altstadt, eine typische marokkanische Pension, in der er und seine Freunde für sehr kleines Geld wohnen werden. Ob und wann wir nach Fés fahren haben wir uns noch garnicht überlegt.

 

Jetzt wollen wir eigentlich erst einmal ankommen und hoffen, dass wir noch im hellen zum Hotel in Tangér finden werden.

 

 

Nach fast 24 Stunden auf See lassen wir uns ausgeruht durch die Straße von Gibraltar pusten... bzw die Straße pustet uns durch.

 

Dann: endlich der Hafen von Tangér Med in Sicht. Pünktlich wie eine Schweizer Uhr. Alle sind an Deck und freuen sich demnächst an Land gehen zu können. Aber Pustekuchen: im Hafen sind die Anlegestellen noch belegt und der Lotse flitzt übers Wasser und muss noch eine andere Fähre rausbugsieren bevor wir dann endlich rein dürfen. Wir liegen eine gute Stunde auf Reede. Und als es endlich losgeht rennen alle von Backbord nach Steuerbord und umgekehrt, je nachdem wo grad was los ist. Der Kahn schwankt, man weiss nicht ob es die Wellen sind.

 

 

Dann geht es los: wie immer sind die Fahrstühle und Treppen zu den Parkdecks verstopft. Es geht kurz alles durcheinander weil offenbar viele vergessen haben, ob ihr Auto nun C3 oder D5 steht. Kurze Panik macht sich breit, es gibt immer welche die Angst haben, dass sie nicht von Bord kommen. Eine viertel Stunde wildes Gewusel bis sich alle sortiert haben. Dann geht es rückwärts und vorwärts raus aus dem Bauch der Fähre. Ein kurzer Pass-Check der marokkanischen Polizei und gleich weiter zum Zoll. Wir sind zwar relativ weit vorne in der Schlange, aber das heisst garnichts. Die Zollpapiere sind schnell ausgefüllt, Franzosen, Italiener, Schweizer, Slowenen... alle helfen sich gegenseitig beim rätseln was wohl wo eingetragen wird auf dem DinA5 Zettel. Und dann können wir ganz in Ruhe zuschauen wie die Sonne über dem Meer unter geht. Die Zöllner haben es nicht eilig.

 

 

Am Zaun lauern derweil ein paar "Elstern". Marokkanische Jungs, die flink über das Gitter kletttern und durch die wartenden Autos huschen. Vermutlich auf der Suche nach Wertsachen. Ab und an verjagen die Zöllner die kleinen Diebe. Andere versuchen Sim-Karten für Handys zu verticken. Relativ erfolglos.  Das Gelände sieht zwar aus wie ein Hochsicherheitstrakt mit den hohen Zäunen, aber nichts ist unüberwindbar.

Und es gibt offenbar nichts, was man in Marokko nicht gebrauchen kann.

 

Manche sind auf ALLES vorbereitet. Was man allerdings hier mit Skiern will... na das werden wir vielleicht noch sehen. Rainer schreib ja was von Schnee im Hohen Atlas.

 

Die Sonne ist weg, als wir endlich unsere Stempel auf die Zollpapiere bekommen und losdüsen können.

 

Juhuu... "Avanti Avanti, Bon Giornata" rufen wir den Italienern neben uns zu, alle wünschen sich gegenseitig eine gute Reise und wir sind sicher, dass wir von den ungefähr 30 Motorradfahrern auf der Rückreise mit der Fähre einige wieder sehen und Erlebnisse austauschen werden.

 

"Inshallah..."

 

Das Navi zeigt 37 km bis zum Hotel.... Warum wir gleich am ersten Abend auf dem Afrikanischen Kontinent gegen eine wichtige Regel aus dem Reiseführer verstoßen (müssen) erfahrt ihr in der nächsten Geschichte. Mal schauen wo es morgen früh hingeht.

 


تصبح على خير

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mario Kobolla (Mittwoch, 18 April 2018 08:12)

    Hey super, Ihr habt es geschafft und Marokko erreicht. Bin gespannt, wie Eure Story weitergeht. Doch hoffentlich ohne Schnee und Regen.
    LG
    Mario