Ach lass uns doch einfach hier bleiben, was wollen wir in der Toscana, bei dem Ausblick vom Balkon. Ok 15 Grad ist jetzt auch nicht wirklich Sommer. Also weiter Richtung Süden.
Frühstück draußen auf der Terrasse mit Seeblick muss sein und wenn ich mich dabei erkälte. Als wir kurz vor 11 in Torbole am nördlichen Zipfel des Gardasees starten
sind es immerhin 16 Grad aber mit jedem Höhenmeter zum Monte Baldo wird es kälter. Oben hat es grad mal 6 Grad. Ich beneide die am Straßenrand mit Mäharbeiten beschäftigten Schafe um ihre
Wollpullover, bin aber zu faul meinen eigenen aus den Taschen zu angeln. Spätestens in der Po-Ebene wirds warm. Das Kurvenvergnügen am Monte Baldo ist
kurz aber schön.
Die letzten Meter vor der Mautobahn vorbei an Weinreben und
saftigem Grün steigt uns der Duft der frisch gemähten Wiesen in die Nase und dann gehts schnurstracks Richtung Süden über den flachen Po. So ein Stück geradeaus ist auch gut für die Reifen sonst
werden die noch ganz spitz. Keine 100 Kilometer später rollen wir bei Modena runter nach Sassuolo, vorbei an Maranello, für Ferrari bleibt keine Zeit.
Stattdessen
tauchen wir ein in die kurvige Emilia
Romagna. Ein Rodeoritt über Löcher, Senken und Verwerfungen im Asphalt. Viel Arbeit fürs Fahrwerk, aber sehr spaßig und die Kurven gehören uns alleine. Das scheint sich sonst kaum jemand anzutun.
Wir reiten hoch zum Radieschenpass und hoffen auf einen Kaffee und eine Kleinigkeit zum futtern. Mit jedem Höhenmeter sinkt diesmal nicht nur die Temperatur auf 6 Grad sondern auch mein
Zuckerspiegel. Oben angekommen gibt es sogar ein Restaurant. Aber es sieht sehr nach Nachsaison aus. Wir entdecken zwar ein Schild, das behauptet es sei „Aperto“, glauben können wir es nicht. Als
wir ums Haus schleichen sitzt hinten im Garten ein älteres Pärchen und wärmt sich in der Sonne. Sie hat eine Schürze an, also ist wohl tatsächlich offen. Vielleicht hätten wir einfach mal die Tür
anfassen sollen. Wir gehen wieder ums Haus und tatsächlich die Tür lässt sich öffnen, es kann manchmal so einfach sein.
Drinnen scheint die Zeit
stehen geblieben zu sein: es gibt ALLES was man auf so einem Gipfel eventuell brauchen könnte. Vom Spazierstock in sämtlichen Varianten bis hin zu den verrücktesten Souvenirs. Und telefonieren
kann man hier scheinbar auch noch „wie früher“, vorausgesetzt man hat Lira in der Tasche. Ach und wie schön: Cappuccino und Panini gibt es auch.
Frisch gestärkt nehmen wir die letzten Kurven auf der längstmöglichen Strecke zu unserem heutigen Ziel in Angriff, werfen noch einen Blick auf die Gipfel des Apennin und düsen runter nach
Lucca.
Nur wenige Schritte vor einem der Stadttore von Lucca beziehen wir eine Villa, ok nur ein Zimmer, die Mopeds dürfen im Garten hinterm Haus parken. Und dann machen wir es wie die Einheimischen und
flanieren in der Abendsonne auf der 4 km langen Stadtmauer entlang. Zwischen Joggern und Radfahrern und lauffaulen Katern.
Wir schlendern durch die Gassen der Altstadt und genießen den Abend mit einer Pizza auf der Piazza dell‘Anfiteatro.
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Jürgen 'JvS' Theiner (Dienstag, 29 Januar 2019 09:54)
Sehr cool - meinen Kurzbesuch in Lucca habe ich damals sehr genossen! Und Gardasee ist ohnehin fast wie zu Hause *g*
Danke für diese Erinnerung! ;-)
Grüsse,
Jürgen von Motorprosa • Geschichten aus der Kurve (https://theiner.net/blog)